Mit dem Tode von Prof. em. Dr. phil. Johannes Laube, Lic. phil., Lic. theol., M.A., verliert nicht nur das Japan-Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München ein hochgeschätztes Mitglied seines Kollegiums. Auch die Fachwelten der Religionswissenschaften, der Philosophie und der Asienwissenschaften haben einen herausragenden Gelehrten verloren. Sein stetes Bemühen um den Dialog war für die Offenheit, Diskretion und Entschiedenheit seiner Persönlichkeit prägend; sie verlieh auch seinem Schaffen Originalität und Gewicht.
Nach dem Studium der Philosophie, evangelischen und katholischen Theologie, vergleichenden Religionswissenschaft, Japanologie und Sinologie erhielt Johannes Laube 1981 in Marburg die venia legendi für das Fach Japanologie. Zusammen mit seiner Gattin, Dr. Gerda Laube-Przygodda, widmete er sich in der Folge vorrangig dem Austausch zwischen den Kulturen und Religionen. Nach mehreren Aufenthalten in China, Korea und Japan, während deren er seine lebenslangen Verbindungen mit japanischen Gelehrten vor allem an den Universitäten Kyoto und Tenri knüpfte, wurde er am 1. Mai 1987 zum ordentlichen Professor für Religion und Philosophie im modernen Japan an das damalige Institut für Ostasienkunde der Universität München berufen. Die Begeisterung, mit der er seine Forschung etwa auf den Gebieten der historischen, systematischen und vergleichenden Religionswissenschaft, der Philosophie der Kyoto-Schule, der Untersuchung japanischer Neureligionen oder der Aufarbeitung der Buddhismusgeschichte vorantrieb, übertrug er im Rahmen seiner vielgestaltigen und beliebten Lehrveranstaltungen auch auf seine Studentinnen und Studenten, von denen nicht wenige später selbst eine wissenschaftliche Laufbahn einschlugen. Aber auch weit über die engen Fachgrenzen und Definitionen professoraler Amtsausübung hinweg war Johannes Laube aktiv: seine Mitgliedschaften in der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte und Politik Ost- und Südostasiens, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie des Münchner Zentrums für Buddhismusforschung – ein Projekt, dass er mit auf den Weg brachte – hinderten ihn durchaus nicht daran, den Sorgen und Nöten der Studierendenschaft ebenso wie der Betreuung von Gastwissenschaftlern seine volle Aufmerksamkeit zu widmen, bei denen die Weihnachtsfeiern im Hause Laube einen geradezu legendären Ruf genossen. Auch nach seiner Emeritierung im Wintersemester 2001/2002 erhielt sich Johannes Laube seine Schaffenskraft: Er war weiterhin in Forschung und Lehre der Japanologie und Religionswissenschaft an der LMU beteiligt und brachte sich darüber hinaus an der jesuitischen Hochschule für Philosophie ein. Seine Publikationstätigkeit, die auch bis 2002 in einer Monographie (Dialektik der absoluten Vermittlung. Hajime Tanabes Religionsphilosophie als Beitrag zum „Wettstreit der Liebe“ zwischen Buddhismus und Christentum (1984)), einer Vielzahl von Herausgeberschaften (zu nennen ist hier insbesondere die Reihe Religionswissenschaft (Verlag Peter Lang), zusammen mit Horst Bürkle und Manfred Hutter, sowie der Band Neureligionen: Stand ihrer Erforschung in Japan (1995), zusammen mit Inoue Nobutaka), Aufsätzen, Buchbesprechungen und Lexikonartikeln reichhaltigen Niederschlag fand, erreichte mit der Veröffentlichung von Das Böse in den Weltreligionen (2003) und den ersten beiden Teilen seiner Komplettübersetzung von Tanabes Zangedō toshite no tetsugaku (1946) unter dem Titel „Philosophie als Metanoetik“ in den Japonica Humboldtiana (2008/2009) einen neuen Höhepunkt. Dass sein reges Schaffen in den letzten Jahren durch schwere Krankheit wiederholte Unterbrechungen erfuhr und nun zu einem unerwarteten Ende gekommen ist, bedeutet einen schmerzlichen Verlust für die philosophische Forschung zum modernen Japan. Johannes Laubes abendländisch-humanistischen Werten verpflichtete Weltoffenheit und menschliche Güte werden uns unvergessen bleiben.
Das Kollegium des Japan-Zentrums der LMU
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