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Projekt „Die gespaltene Gesellschaft: Diskursive Konstitution Japans zwischen Atombombe (genbaku) und Atomkraftwerk (genpatsu)“


Projekt-Verantwortliche: Prof. Dr. Steffi Richter und Prof. Dr. Stephan Köhn

Projektteilnehmer*innen: Felix Jawinski, Sonja Hülsebus

Universität: Universität Leipzig/Japanologie und Universität zu Köln/Japanologie

Mailadresse: japans-split-society@uni-leipzig.de

Abstract:
Seit der AKW-Erdbebenkatastrophe vom März 2011 erscheint der Ortsname „Fukushima“ auch in der bislang unüblichen Schreibweise mittels der Silbenalphabete Hiragana oder Katakana – eine Notation, die bis dahin für die beiden im August 1945 von Atombombenabwürfen betroffenen Städte Hiroshima und Nagasaki gebräuchlich war. Mit „Hiroshima“ bzw. „Nagasaki“ (symbolisch für die Atombombe genbaku stehend) und „Fukushima“ (für Atomkraft/-energie genpatsu stehend) ist daher der zeitliche Bogen, der das Projekt tragen soll, geschlagen: Sein Ziel ist es, den Konstituierungsprozess der japanischen Gesellschaft und -kultur seit dem 6. August 1945 aus der Perspektive des „Atoms“ neu zu fokussieren.

Es geht von der These aus, dass der zwischen der „negativen“ und „positiven“ Kernenergie aufgespannte Diskurs über „Hiroshima“, „Nagasaki“ und „Fukushima“ ein zentrales Element des Dispositivs des Atomaren bildet, das die Nachkriegsordnung in Japan und darüber hinaus global geprägt hat. Eine umfassende Untersuchung von diskursiven Praktiken mit ihren verschiedenen Akteuren soll erstmals ihre ganze historische Verflechtung (vertikal und horizontal) sichtbar machen, rivalisierende Kräfteverhältnisse auch mit ihren Rissen im Dispositiv zum Vorschein bringen, die diese Wissensordnungen heute mehr denn je auf den Prüfstand stellen. Offenzulegen sind soziokulturelle Kontexte, in denen sich das Dispositiv formierte, in einem bestimmten Wachstums- und Energieregime dominant wurde und nunmehr zunehmend in Frage gestellt wird.

Operationalisiert wird das Vorhaben über zwei methodisch und inhaltlich miteinander verwobene Teilprojekte, die beide Seiten der Kernenergie (genbaku und genpatsu) in den Blick nehmen und diskursanalytisch herausausarbeiten, wie „Texte“ und „Bilder“ das Atom re-präsentieren und artikulieren. Vor allem in Ausstellungs- und Bildungskontexten wird untersucht, wie in ihnen Prozesse der Inklusion/Exklusion, der Homogenisierung/Marginalisierung stattfinden und sie dabei selbst zu zentralen konstituierenden Praktiken des Dispositivs des Atomaren werden.